PEJ-Bundeskongreß: Waffen statt nur Beileid

19.02.2023

Unter dem Motto "Europa an der Zeitenwende – geeint und stark in die Zukunft" veranstaltete die Paneuropa-Jugend Deutschland (PEJ)am 1./2. Oktober 2022 ihren Bundeskongreß in der zwischen Deutschland und Polen geteilten schlesischen Europastadt Görlitz/Zgorzelec und setzte dabei ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Weitere thematische Schwerpunkte der medial stark beachteten Tagung waren das deutsch-polnische Verhältnis sowie die Rechte von Volksgruppen und nationalen Minderheiten in Europa.

Befaßten sich in Görlitz mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: (v.l.n.r.) PEJ-Bundesvorsitzender Christian Hoferer, Generalmajor a.D. Walter Spindler, Michael Gahler MdEP, stv. PEJ-Bundesvorsitzender Frederik Ströhlein und Ian-Tsing Joseph Dieu, Generaldirektor der Taiwan-Vertretung.
Befaßten sich in Görlitz mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: (v.l.n.r.) PEJ-Bundesvorsitzender Christian Hoferer, Generalmajor a.D. Walter Spindler, Michael Gahler MdEP, stv. PEJ-Bundesvorsitzender Frederik Ströhlein und Ian-Tsing Joseph Dieu, Generaldirektor der Taiwan-Vertretung.

Ein erstes hochkarätig besetztes Podium, moderiert vom stellvertretenden PEJ-Bundesvorsitzenden Frederik Ströhlein, befaßte sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. PEU-Präsidiumsmitglied Generalmajor a.D. Walter Spindler wies in seinem Statement darauf hin, daß Rußland alle seit 1990 geschlossenen Abkommen mit der Ukraine gebrochen habe – Grenzabkommen, Freundschaftsverträge und weitere Zusicherungen. Der Europaabgeordnete und Ukraine-Berichterstatter im Europäischen Parlament, Michael Gahler, Vizepräsident der Paneuropa-Union Deutschland, brachte einen Regimewechsel in Rußland ins Spiel und machte deutlich, daß es auch nach dem Krieg zu keiner Rückkehr zur Normalität mit einer Regierung Putins kommen könne. Der Generaldirektor der Vertretung Taiwans in München, Ian-Tsing Joseph Dieu, fügte hinzu, daß sich sein Land angesichts der Bedrohung durch China in einer ähnlichen Situation wie die Ukraine befinde. Man sei auf entschlossene westliche Unterstützung angewiesen.
Einen weiteren Höhepunkt der Tagung bildete der Empfang im Görlitzer Rathaus bei Oberbürgermeister Octavian Ursu. Der PEJ-Bundesvorsitzende Christian Hoferer forderte dabei in seiner Ansprache dazu auf, Putins Manipulationen und Erpressungen besser zu widerstehen. Die russische Führung beteuere ihren Friedenswillen und drohe Europa gleichzeitig mit Atomkrieg. In Westeuropa habe man kein Recht dazu, sich in dieser Situation zu verstecken: "Die Ukraine braucht nicht unsere Beileidsbekundungen, sondern unsere Waffen, um sich zu verteidigen", rief Hoferer den Kongreßteilnehmern zu. Die Ukraine zahle heute den Preis für die europäische Politik der Schwäche und des Wegschauens der vergangenen Jahrzehnte.
Zwei weitere Podien, moderiert von der stellvertretenden PEJ-Bundesvorsitzenden Isabella Schuster-Ritter, befaßten sich mit der Situation der deutschen Minderheit in Polen sowie der Lage der Volksgruppen und nationalen Minderheiten in Europa. Weronika Koston, Vorsitzende des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit in Polen, verwies auf die zunehmenden Diskriminierungen, denen diese Volksgruppe durch die nationalistische PiS-Regierung in den vergangenen Jahren ausgesetzt sei. Dawid Statnik, Vorsitzender des sorbischen Dachverbands Domowina, machte auf das Problem des Lehrermangels an sorbischen Schulen in der Lausitz aufmerksam und mahnte hierzu dringend Lösungen an. Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, lobte die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen in Schlesien, die allerdings durch überfallartige Grenzschließungen wie etwa zu Beginn der Corona-Pandemie bedroht gewesen sei. Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt MdEP a.D., zugleich Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, stellte heraus, daß traditionell ansässige Volksgruppen und Minderheiten entweder Kitt oder Sprengstoff an den Fundamenten Europas sein könnten, und plädierte daher für ein gemeinsames Europäisches Volksgruppen- und Minderheitenrecht.
Den Samstagabend verbrachte die Paneuropa-Jugend bei einem festlichen Abendessen im polnischen Teil von Görlitz, in Zgorzelec. Als Ehrengäste stießen in der Villatoro Franz-Friedrich Prinz von Preußen aus dem Haus Hohenzollern sowie der Bürgermeister von Zgorzelec, Rafal Gronicz, hinzu. Dem langjährigen ehemaligen PEJ-Bundesvorsitzenden Franziskus Posselt wurde bei dieser Gelegenheit für seine Verdienste um die europäische Jugendarbeit die Ehrenmitgliedschaft der Paneuropa-Jugend Deutschland verliehen.
Zum Abschluß des Kongresses, nach der Heiligen Messe am Sonntag in der Görlitzer Heilig-Kreuz-Kirche, die Pfarrer Roland Franz Elsner zelebrierte,  verteilte die Paneuropa-Jugend "Palyanytsya", ein besonderes Brot nach original ukrainischer Rezeptur, an die Gottesdienstbesucher. Das Brot wurde von Stefan Richter, Bäckermeister und Landesvorsitzender der Paneuropa-Union Sachsen, zur Verfügung gestellt.