Jubiläumskongress in Wien: Antworten auf den Krieg

19.02.2023

Gleich vier Tage dauerte die Feier, die die Paneuropa-Union Österreich zum 100jährigen Bestehen der Bewegung ausrichtete. Sie begann am 17. November 2022, dem Jahrestag der Veröffentlichung des ersten Paneuropa-Aufrufes von Richard Coudenhove-Kalergi in der Neuen Freien Presse 1922 in Wien, und erstreckte sich bis zum 20. November 2022, dem 110. Geburtstag des nach Coudenhove zweiten internationalen Paneuropa-Präsidenten, Otto von Habsburg.

Die Hauptredner bei der Eröffnung des Kongresses im Haus der Industrie (v.l.n.r.): Alain Terrenoire, Kosovos Staatspräsidentin Vjosa Osmani und Karl von Habsburg.
Die Hauptredner bei der Eröffnung des Kongresses im Haus der Industrie (v.l.n.r.): Alain Terrenoire, Kosovos Staatspräsidentin Vjosa Osmani und Karl von Habsburg.

Bei der Eröffnung des Kongresses im prachtvollen Haus der Industrie setzten sich die drei Hauptredner – der internationale Paneuropa-Präsident Alain Terrenoire aus Paris, die kosovarische Staatspräsidentin Vjosa Osmani sowie der Präsident der Paneuropa-Union Österreich, Karl von Habsburg – mit den aktuellen Weichenstellungen in der Europapolitik auseinander.
Karl von Habsburg bezeichnete die Gründung der Paneuropa-Union 1922 als die logische Konsequenz auf den Ersten Weltkrieg. Wie der russische Angriff auf die Ukraine beweise, sei der Kampf gegen Krieg und Nationalismus heute mindestens so notwendig wie damals. Er kritisierte, daß viele EU-Mitgliedstaaten die südosteuropäischen Kandidatenländer wie Kosovo stiefmütterlich behandelten. Die Vollmitgliedschaft der Ukraine werde zwar nicht von einem Tag auf den anderen gelingen, müsse aber systematisch angestrebt werden.
Die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani, bekannte sich leidenschaftlich zur Paneuropa-Idee und zur europäischen Integration: „Kosovare zu sein bedeutet zugleich, Europäer zu sein.“ Es sei für alle Europäer von überragender Bedeutung, daß die Ukraine den Krieg gewinne und auf dem ganzen Kontinent eine gerechte Friedensordnung entstehe. Ihr Land wolle so bald wie möglich dem Europarat beitreten und den EU-Kandidatenstatus erlangen. Außerdem sei es höchste Zeit, daß es endlich zu der seit Jahren versprochenen Visa-Liberalisierung komme. Sie schloß mit dem Ausruf: „Wir sagen Ja zu den europäischen Werten und zur europäischen Identität!“
Alain Terrenoire plädierte für eine starke europäische Friedensmacht, bei deren Errichtung es vor allem auf drei Punkte ankomme: Aufbau einer europäischen Verteidigung, strategische Autonomie durch Stärkung der europäischen Organe sowie wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber aufsteigenden Mächten wie China.
Weitere Höhepunkte des Programms waren eine Videobotschaft des österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, sieben Podien zu den künftigen Schwerpunkten der Europapolitik – davon eines mit EU-Kommissar Johannes Hahn – sowie abschließend eine Heilige Messe in der Kapuzinerkirche mit Kranzniederlegung am Sarg von Otto von Habsburg in der dortigen Kaisergruft. Den Ausklang bildete ein Empfang im Wiener Rathaus. Die Paneu-ropa-Union Deutschland war mit einer etwa dreißigköpfigen Delegation vertreten, die ihr Präsident Bernd Posselt und der PEJ-Bundesvorsitzende Christian Hoferer leiteten.