111. Stiftungsfest der KDStV Fredericia Bamberg im Zeichen Paneuropas

04.09.2024

Festredner des 111. Stiftungsfest der KDStV Fredericia Bamberg am 15. Juni 2024 im Spiegelsaal der Bamberger Harmonie war der Internationale Vizepräsident und bayerische Landesvorsitzende der Paneuropa-Union, Dr. Dirk-Hermann Voß, der zum Thema „Europa nach der Wahl – Neue Herausforderungen für die Vereinigten Staaten von Europa“ sprach. Voß machte zunächst deutlich, dass ein wichtiges Ergebnis der zurückliegende Europa-Wahl der überzeugende Sieg der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) unter der Führung ihres Fraktionsvorsitzenden und langjährigen Paneuropäers Manfred Weber aus Niederbayern gewesen sei.

Dirk Hermann Voß sprach beim 111. Stiftungsfest der KDStV Fredericia Bamberg.
Dirk Hermann Voß sprach beim 111. Stiftungsfest der KDStV Fredericia Bamberg. © Reinhardt

Insgesamt verfügten die Christdemokraten gemeinsam mit Sozialdemokraten und Liberalen über 401 der insgesamt 720 Sitze im Straßburger Parlament und seien damit weiter die entscheidende gestaltende Kraft in Europa. Die Nationalisten von Marine Le Pen und der österreichischen FPÖ in der Fraktion der sog. „Patrioten für Europa“ mit insgesamt 84 Sitzen sowie der im Wesentlichen aus der deutschen AfD bestehenden Fraktion „Europa der souveränen Nationen“ mit 25 Sitzen hätten trotz Zuwächsen in Frankreich und Österreich keinen Einfluss auf die europäische Politik. Dennoch gehöre das Wiedererstarken völkisch nationaler Kräfte, die allesamt vom russischen Diktator Putin unterstützt würden, neben der unmittelbaren Bedrohung durch Russland zu den größten Herausforderungen der Vereinigten Staaten von Europa in den kommenden Jahren.

Der Gründer der Paneuropa-Bewegung, Richard Graf Coudenhove-Kalergi, habe bereits in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts darauf hingewiesen, dass ein vereinigtes Europa eine russische Bedrohung nicht zu fürchten brauche. Voß plädierte in diesem Zusammenhang für den raschen Aufbau einer Europäischen Armee mit gemeinschaftlichem Oberbefehl sowie für eigene atomare Abschreckungsfähigkeiten der Europäischen Union. Europa müsse angesichts wiederkehrender politischer Unsicherheiten in den USA seine militärische Verteidigung selbst in die Hand nehmen und mit den Kräften der freien Welt innerhalb der NATO gleichberechtigt koordinieren.

Ideologisch sei der in Deutschland, Frankreich und Österreich derzeit aufkeimende identitäre Nationalismus, der eine „biologisch begründete Einheitlichkeit der Volks- und Abstammungsgemeinschaft“ einzelner Nationen in Europa behaupte und sowohl von der extremen Rechten wie von der extremen Linken propagiert werde, „im besten Falle eine Geisteskrankheit und im schlimmsten Fall eine gefährliche und geschichtslose Demagogie“, sagte Voß. „Mit der historischen Realität hat der völkische Schwachsinn der alten und neuen Nazis rein gar nichts zu tun“, attestierte der Paneuropa-Vorsitzende. Der Nationalstaat allein könne keines der großen Probleme unserer Zeit allein lösen; vielmehr sei die Europäische Union die richtige Betriebsgröße des Staates im 21. Jahrhundert, betonte der promovierte Verfassungsrechtler.