In diesem Jahr, am 6. September, hätte Franz Josef Strauß seinen 100. Geburtstag gefeiert. Um die politische Wirkungsmacht dieses Giganten europäischer und deutscher Politik für Europa und seine politische Einigung zu seinem runden Geburtstag angemessen zu würdigen, gilt es nicht nur sein staatspolitisches Wirken in höchsten Regierungs-Ämtern der Bundesrepublik Deutschland historisch aufzuarbeiten – wie dies in der neuen, im Verlag Piper erschienenen und über 800 Seiten umfassenden Biographie des namhaften Historikers Prof. Horst Möller geleistet wird –, sondern auch dem grundlegenden Denken von Franz Josef Strauß in Bezug auf Europa nachzugehen. Paneuropa Deutschland läßt in Originalzitaten von Franz Josef Strauß aus dem Buch „Herausforderung und Antwort – Ein Programm für Europa“, das 1968 erschien, den großen Paneuropäer selbst zu Wort kommen, dessen klarsichtige Analyse der historischen und strategischen Herausforderungen Europas auch nach über fünfzig Jahren von aufrüttelnder Aktualität ist.
Franz Josef Strauß war ein Paneuropäer reinsten Wassers. Dazu hat er sich immer bekannt. Unvergessen ist seine Rede beim großen christlichen Bekenntnistag für Europa, zu dem die Paneuropa-Union im Mai 1979 mehr als 14.000 Besucher in der Münchner Olympia-Halle versammelte und zu dessen Auftakt der spätere Papst Benedikt XVI. und damalige Erzbischof von München, Josef Ratzinger, einen Gottesdienst in der überfüllten Münchner Frauenkirche hielt. Der herausragende Staatsmann Strauß hielt sich zugute, daß sein Bekenntnis zur politischen Einigung Europas seine Wurzeln in der frühen Begegnung mit der Paneuropa-Idee Richard Coudenhove-Kalergis hatte, von der er sich bereits als Schüler angezogen wußte weil sie in einem scharfen ideologischen Gegensatz zu den nationalistischen Propagandaphrasen seiner Jugendzeit standen. Den Sieg der schwachen Völkerbunds-Idee und schließlich der „härteren Realitäten“ des National-Sozialismus über die Paneuropa-Konzeption Coudenhoves beklagte Franz Josef Strauß 1968 in seinem wegweisende Buch „Herausforderung und Antwort – Ein Programm für Europa“ als „verpaße Sternstunde“ Europas. Den Paneuropa-Gründer Coudenhove-Kalergi beschrieb Strauß im Vorwort zu dessen Buch „Weltmacht Europa“ 1971 (ein Jahr vor dem Tod Coudenhoves) als „den Mann, dem es gelungen ist, Paneuropa aus einer tausendjährigen Utopie in einen politischen Leitgedanken unseres Jahrhunderts zu verwandeln, dessen Freunde Briand und Stresemann, Churchill und Robert Schuman, Adenauer und de Gaulle die Einigung Europas zu einer dritten Weltmacht vorbereitet haben.“ Den Nachfolger Coudenhove-Kalergis als internationaler Präsident der Paneuropa-Union, Otto von Habsburg, der für Strauß gleichermaßen der Erbe des österreichischen Vielvölkerstaates und der Repräsentant der modernen Paneuropa-Idee war, veranlaßte der CSU-Vorsitzende Strauß, auf der Liste seiner Partei zur ersten Direktwahl des Europäischen Parlamentes anzutreten. Mit Otto von Habsburg und der Paneuropa-Union teilte Franz Josef Strauß die Überzeugung, daß Paneuropa ganz Europa sei, und die Hoffnung, daß dies noch im 20. Jahrhundert erreicht werden könne.
1968 schreibt Strauß in „Herausforderung und Antwort“ dazu: „Ich halte es für falsch, wenn wir immer von der deutschen Wiedervereinigung reden und dabei den Kern des Problems übersehen und die wirklichen Zusammenhänge verwischen. Es handelt sich nicht nur um die deutsche Teilung, es handelt sich um die europäische Teilung. Wir sollten daran denken, daß Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien usw. genauso zu Europa gehören wie die Schweiz, Holland oder Belgien.“
Das paneuropäische Bekenntnis des Franz Josef Strauß ist keine träumerische Schwärmerei, sondern speist sich aus einer nüchternen Analyse und Erkenntnis des Historikers wie des Strategen, daß der Nationalstaat überlebt sei und die Herausforderungen Europas in der Zukunft nicht mit den Rezepten der Vergangenheit bewältigt werden könnten. Über den ursprünglich funktionalen Charakter des Nationalstaates, dessen romantische Überhöhung und schließlich seinen Funktionsverlust in der Gegenwart schreibt Strauß vor über 50 Jahren:
„Die romantische Verbrämung, mit der diese Art von Gemeinschaftsordnung zur Genüge versehen worden ist, erweist sich als psychologisches Zweckverfahren, das dem Zusammenhalt und der Leistungsfähigkeit des jeweiligen „Staatsvolkes“ dienlich sein sollte. Eine Nation, die sich als politische Willensgemeinschaft versteht, hat im nationalstaatlichen Denken vor allem den Charakter einer Interessengemeinschaft, die sich gegenüber der Außenwelt zu behaupten trachtet, als schädlich empfundene fremde Einflüsse von sich fernhält und die eigenen Kräfte so gut wie möglich mobilisiert und organisiert. Je erfolgreicher sich der Natio-nalstaat in diesen Bemühungen erwies, desto stärker entwickelte sich unter seinen Angehörigen ein „Nationalstolz“ als positives Bewußtsein, Mitglied einer Gruppe Gleichgearteter zu sein, die sich durchzusetzen, ihr Schicksal selber zu gestalten und äußeres Ansehen zu gewinnen im Stande war. Auf diese Weise hat sich die Vorstellung entwickelt, daß eine Nation nur in einem von ihr getragenen – bzw. in ihrem Namen geführten – Staatsverband wirklich souverän ist und damit in ihrer Gesamtheit ein Höchstmaß an Selbstbestimmung auszuüben vermag. Die Regierungen haben sich stets bestrebt gezeigt, ihren Völkern zu suggerieren, daß Unabhängigkeit und Wohlergehen des Nationalstaates nicht nur Voraussetzung für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts und die Prosperität aller seiner Bürger – sondern geradezu gleichbedeutend damit seien. Die Unaufrichtigkeit und Unrichtigkeit dieser These sind historisch bewiesen worden; einige Völker sind in den verpflichtenden Genuß einer demokratischen Gesellschaftsordnung und einer wirtschaftlichen Blüte im Rahmen der Nationalstaatlichkeit ebenso wie in Nationalitäten-Staaten gelangt, während andere ebenfalls in beiden Organisa-tionsformen die Geißeln der Unterdrückung und des sozialen Elends über sich ergehen lassen mußten. Die Schaffung, Erhaltung und Einflußmehrung eines Nationalstaates, der für viele ohne zwingende Berechtigung zum Synonym für „das Vaterland“ geworden ist, hat in hohem Maße die Emotionen und den Tatendrang der Menschen anzuregen vermocht. Die Identität von Nation und Staat herzustellen und auf diese Weise die irrationalen Kräfte des Volkes, das sich aufgrund seiner gemeinsamen Überlieferungen, Eigenarten und Verständigungsmöglichkeiten schicksalhaft zusammengehörig empfindet, im rationalen Rahmen einer gesellschaftlichen Ordnung wirksam werden zu lassen, läßt sich ebenso als begeisternde Aufgabe wie als logisch einleuchtendes Konzept betrachten. Die Kehrseite der Medaille war jedoch stets die potentielle Gefahr, daß mit dem Nationalstaat und in ihm ein hemmungsloser Gruppenegoismus zur subjektiven Überbewertung des eigenen Volkes führte, was wiederum zu seiner gewollten oder unbewußten Isolierung beitrug. Die schlimmen Auswüchse des Nationalismus, die das deutsche Volk in besonders krassen Formen durchgemacht hat – und für die heute noch eine daran unbeteiligte Generation von der Außenwelt haftbar gemacht wird – sind auf dem Boden eines national-staatlich-hegemonialen Konzepts entstanden. Der Nationalismus aber ist zum Totengräber der europäischen Staatenwelt geworden. ...
Die Nationalstaaten sind im heutigen Europa aber auch sonst allein aufgrund ihrer Größenordnung und Bevölkerungszahl anachronistische Gebilde, die ihre Funktion als lebens- und wettbewerbsfähige Einheiten nicht mehr zu erfüllen vermögen. Daher erweist sich jetzt der Selbstbehauptungswille einer Nation gerade in der Fähigkeit und Bereitschaft, eine beengende Vorstellungswelt von gestern hinter sich zu lassen und sich nach Maßstäben zu orientieren, die für die inzwischen angebrochene zweite technische Revolution gültig sind. Es wäre eine nicht nur unnötige, sondern für das Wohl und den Fortbestand der europäischen Völker äußerst bedrohliche Zeitvergeudung, wenn man sich noch weiterhin mit den überholten Problemen der nationalstaatlichen Organisation und Reorganisation in Mitteleuropa beschäftigte, anstatt politische Entscheidungen einzig unter dem Gesichtspunkt einer Har-monisierung der Interessen aller Völker dieses Kontinents zu treffen. ...
In der Einsicht, daß der Nationalstaat ein an sich überlebtes Element darstellt, das den europäischen Völkern nicht mehr als Hort ihrer Selbstbestimmung, ihrer Prosperität und ihrer geistigen Fortentwicklung zu dienen vermag, sollte den Deutschen die Entscheidung leicht werden, den Schwerpunkt ihrer nationalen Interessen in der Schaffung eines Großraumsystems zu sehen, in dem auf natürlichem Wege auch das Zusammenleben ihrer Nation wieder möglich wird. ...
Um Deutsche bleiben zu können, also um die Grundlagen unserer nationalen Eigenständigkeit in die Ära des Raumfahrtzeitalters hinüber zu retten und die Gemeinschaft unseres Volkes wieder herzustellen, müssen wir Europäer werden. ...“
Franz Josef Strauß denkt im Sinne Coudenhove Kalergis, wenn er Staat und Nation keineswegs zwingend als Einheit sieht, sondern sich in der Zukunft das eine losgelöst vom anderen vorstellen kann: Die freie Nation im freien Staat, eine Konzeption, die Coudenhove-Kalergi mit der historischen Trennung von Thron und Altar, von Staat und Kirche verglichen hat. Wenn Strauß vom „Europa der Nationen“ sprach, so meinte er damit nicht die Konservierung einer zwergenhaften europäischen Staatenordnung, sondern den Erhalt des kulturellen Erbes der einzelnen Völker und Volksgruppen in einer neuen und größeren europäischen Staatlichkeit: „Darum müssen die Völker in vollem Bewußtsein ihrer guten Traditionen und ihres im Schoße der Gruppe entstandenen Könnens behutsam in ein Gemeinschafts-Europa hineinwachsen. Unsere Vorstellung ist dabei ein Europa der Nationen, das mit Überwindung seiner staatlichen Zerrissenheit zum größeren Vaterland geworden ist. Der Begriff der Völkerfamilie, der einen bestimmten Grad der Unversehrtheit der Individualität ihrer Mitglieder voraussetzt, sollte daher unbedingt das Leitbild für alle kooperativen und integrierenden Bestrebungen in Europa bleiben. Nur ein ausgeprägter Föderalismus kann der wahren Bedeutung der Nationen in einem vereinten Europa gerecht werden.“
Auch bezüglich der Lage Europas zwischen den Weltmächten USA und Rußland ist Strauß ohne Illusionen und analysiert die Notwendigkeiten des europäischen Interesses mit bestechender Klarheit:
„Die ‚Identität‘ der Interessen zwischen Washington und Moskau, die ... nicht die Parallelität, sondern eher der Schnittpunkt zweier Linien ist, läßt Europa zum Objekt der Giganten werden, weil die Lenker der Geschicke der Staaten bisher nicht die Entschlossenheit aufbrachten, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, über die Schatten der nationalstaatlichen Vergangenheit zu springen und die zersplitterten Kräfte Europas zusammenzulegen, wobei die wirtschaftliche Kraft eines europäischen Bundesstaates größer ist als die Addition der Potentiale seiner bisherigen Nationalstaaten. Bleibt es dabei, werden die beiden Weltmächte Lösungen der gegebenen Probleme improvisieren, die auf die Bedürfnisse unseres Erdteils nicht allzu viel Rücksicht nehmen. Für uns Europäer geht es nicht darum, etwa die Last der USA in anderen Erdteilen zu übernehmen und „Weltpolitik“ zu treiben; es geht darum, das Bestimmungsrecht über uns selbst nicht Schritt für Schritt zu verlieren. Zur Zeit sind wir noch bei einem abgestuften Mitbestimmungsrecht. Das bedeutet aber doch nichts anderes, als daß nationale Souveränität im früheren Sinn des Wortes endgültig für die Europäer entschwunden ist und nur auf dem Wege des übernationalen Zusammenschlusses in neuer Form wieder hergestellt werden kann. Wenn wir keinen Einfluß mehr auf die Vorgänge in der Umwelt Europas haben, werden andere über Europas anachronistische Miniaturstaatenwelt bestimmen, deren Mitgliedern dann die Protokollsouveränität als Traditionsstandarte erhalten bleibt. Denn die alte Welt Europas liegt zwischen den Fronten ...“
Strauß folgert daraus, daß „die Europäer nichts Besseres dafür tun (können), als von sich aus ihre Entschlossenheit zu einer selbständigen Politik vor aller Welt, auch und gerade vor den Vereinigten Staaten, zu dokumentieren. Wir Europäer sind also zum Handeln aufgerufen. Dabei müssen wir selbst von folgender Überzeugung ausgehen, die wir unseren atlantischen Alliierten nicht deutlich genug vortragen können: Was gut ist für die politische Konsolidierung und Eigenständigkeit Europas, das ist auch gut für die Vereinigten Staaten von Nordamerika. In den letzten Jahren haben einschneidende Veränderungen in der Weltpolitik stattgefunden, die uns zu der Feststellung veranlassen, daß Europa unter Zeitdruck geraten ist. Als die römischen Verträge unterzeichnet wurden, ließ sich noch nicht absehen, wie bald die Wandlungen der strategischen Lage der Vereinigten Staaten drastische, ja geradezu schicksalhafte Auswirkungen auf unseren Kontinent haben würden. Erst mit dem Steigen des militärischen Engagements Amerikas an seiner pazifischen Flanke wurde es ganz deutlich, daß Europa nun noch schneller wirksame Initiativen zu seiner Einigung und Selbstbehauptung ergreifen muß. Es darf sich nicht mehr damit begnügen, das Entstehen einer politischen Völkergemeinschaft auf dem evolutionären Wege wirtschaftlichen Zusammenwachsens abzuwarten. Nicht nur die neu entstandene Situation im atlantischen Gefüge, sondern auch die auf unserem Kontinent in Gang gekommenen Veränderungen stellen heute die Europäer vor die vorrangige Aufgabe, eine Identität ihrer nationalen Interessen mit denen ihrer Nachbar herzustellen, indem sie ihre wiedergewonnenen Kräfte voll und ganz für die Stärkung und Einigung Europas einsetzen ... Je eher die freien Länder unseres Kontinents ... sich in einer gemeinsamen Außen- und Verteidigungspolitik zusammenfinden und damit auch das innere Wachstum der Wirtschaftsunion abschirmen, desto klarer werden wir die Konturen eines zukünftigen großen Europa erkennen können.“
Das Schlagwort de Gaulles von „Europa vom Atlantik bis zum Ural“ interpretiert Strauß in vollem Einklang mit der Paneuropa-Union nicht im geographisch-politischen Sinne, sondern im konkreten strategisch-historischen Kontext als Einladung und Aufforderung an die damals noch hinter dem Eisernen Vorhang eingeschlossenen Völker Mittel- und Osteuropas, das Joch der kommunistischen Herrschaft der Sowjetunion abzuschütteln. Rußland dagegen sieht der politische Realist auch langfristig nicht als Teil eines politisch vereinten Europas:
„Wie weit aber geht Eu-ropa, jenes Europa, das sich als Einheit formieren muß, um seine Persönlichkeit – dargestellt in dem Reichtum seiner Individualitäten – wahren zu können? Schließt es nicht auch Rußland mit ein? Geographisch und kulturhistorisch mag Europa vom Atlantik bis zum Ural reichen; für jeden aber, der die geschichtlichen Veränderungen dieses Jahrhunderts wahrzunehmen bereit ist, kann Europa als politischer Begriff und als politische Möglichkeit über die heutige westliche Staatsgrenze der Sowjetunion nicht hinauslangen. Die UdSSR verkörpert im Übrigen als teilasiatische Macht ein solches Übergewicht, daß mit ihr, auch wenn man einmal die Frage des dort fest etablierten Gesellschaftssystems und seines ideologischen Auftrages außer Acht ließe, ein Gemeinschaftseu-ropa niemals zustande kommen könnte.“
Franz Josef Strauß formuliert 1965 fünf Fragen, deren Beantwortung er als existentiell für die Zukunft Europas und seiner Völker betrachtet und die trotz aller Fortschritte der europäischen Integration unverändert aktuell sind:
„1.Verfügen die Nationen Europas nach den Niederlagen, die sie sich selbst in den beiden größten Kriegen dieses Jahrhunderts beigebracht haben, heute noch oder wieder über ein ausreichendes Selbstbewußtsein?
2. Trauen sie sich zu, aus eigener Kraft und im Austausch mit anderen die zweite technische Revolution zu bewältigen, die zwar von den schöpferischen Geistern Europas ausgelöst, aber bisher nur von den Supermächten in kontinentaler Dimension vorwärts getragen worden ist?
3. Sind sie bereit, ein entsprechend hohes Maß an Mitverantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen?
4. Sind sie bereit, ihr Recht auf Selbstbestimmung durch eine Mitbestimmung auf weltpolitischer Ebene zur Geltung zu bringen?
5. Setzt sich bei ihnen der Wille durch, sich als lebens- und aktionsfähige Völkergemeinschaft gegenüber der stetig wachsenden Macht und Wettbewerbsüberlegenheit der Großen zu behaupten, oder werden sie dem Bedürfnis unterliegen, sich ihre Illusionen vom staatlichen Eigendasein in nationaler Egozentrik zu erhalten, das heißt das Glück im stillen Winkel zu suchen, den es auf dieser Erde nicht mehr gibt?“
Das „Programm für Europa“ von Franz Josef Strauß aus dem Jahre 1965, für das der französische Linksintellektuelle Jean-Jacques Servan-Schreiber das Vorwort verfaßte, mündet in einen dringenden Apell: „Es gilt zu handeln für die Jugend Europas, der nicht mehr das Abenteuer des Krieges beschieden sein soll, wie in den beiden letzten Generationen, sondern das Abenteuer der Zukunft, auf das sie bei einem ständigen Beschleunigungsprozeß der menschlichen Geschichte vorbereitet sein muß. Es gilt, eine neue Dimension zur erobern, die den wirklichen Lebensraum aller europäischen Nationen darstellt. Es gilt ein Denken und eine Bewußtseinshaltung zu schaffen, aus denen heraus man begreift, daß wir nur dann Franzosen, Deutsche, Italiener, Engländer und was auch immer bleiben können, wenn wir wirklich und rechtzeitig Europäer werden – urgentibus imperii fatis, würde Tacitus sagen – unter dem drohenden Druck des Schicksals.“